Sonntag, 31.03.2019

30.03.2019: Es geht los!

 

Die Koffer sind gepackt, das kleine, aber erlesen Grüppchen trifft am Hamburger Flughafen ein. Ein Jahr zuvor haben die Vorbereitungen für diesen Tag begonnen. Bewerbungsschreiben, Auswahlgespräche, Informationsabende für die Teilnehmer und die Eltern, Kennenlernen, Indonesisch lernen. Und heute ist es soweit: An alles gedacht? Reisepass dabei, alle Impfungen durchgeführt? Auslandskrankenversicherung abgeschlossen? Nun gilt es!

Alle sind da, alle Reisedokumente sind komplett. Abschied! Noch schnell ein Gruppenfoto, dann geht es zum Einchecken. Erste Zweifel kommen auf: Ist mein Koffer doch zu schwer? Es ist alles in Ordnung. Weiter durch die Sicherheitskontrollen, Maurice immer voran, er ist der erfahrenste Flieger unter uns und ist auf den Flugplätzen dieser Welt zu Hause, er kennt sich aus, führt die Gruppe ans Ziel. Nur die Lehrer halten den „Laden“ auf: Extrakontrolle – irgendetwas ist immer.

Aida stimmt uns auch musikalisch ein, sie findet einen Flügel – denn was wäre ein Flughafen schließlich ohne – und beginnt zu spielen. Die Leute schauen auf und bleiben stehen. Aida vermag es, mit ihren Klängen die Herzen zu bewegen, ohne Noten, einfach so – toll!

Nach dem Boarding geht es in den Flieger und das Staunen ist dann doch bei allen groß. Der A 380 – das größte Passagierflugzeug der Welt – Luxus pur.

„Wind nordost, Startbahn 03“ – die Maschine fliegt und gewinnt sehr schnell an Höhe – wir sind wirklich unterwegs und der Gedanke daran zaubert allen ein Lächeln ins Gesicht. Der Flieger gleitet erhaben durch die Lüfte und nach dem Essen wird sich die Zeit beim Kinofilme-Schauen, Computerspiele-Spielen und Schlafen vertrieben. Die Zeit vergeht „wie im Fluge“ und so endet dieser erste Reisetag beim Surren der Maschinen und Flackern der Monitore in den Sitzen vor uns.

Doch dann doch noch eine Schrecksekunde: Gewitter, Turbolenzen – Anschnallen! Der Spuk ist ebenso schnell vorbei wie er über uns gekommen ist. So ist es nun einmal in 10000 Metern Höhe. Uns erschreckt so schnell nichts – ob „Erstflieger“ oder „alter Hase“.

Sonntag, 31.03.2019

31.03.2019: Umsteigen in Dubai und Weiterflug nach Denpasar

Ein wenig verkatert verlässt die Gruppe den Flieger und findet sich unversehens mitten auf dem riesigen Flughafen von Dubai wieder. Nach der sanften Landung freuen sich alle, mal wieder ein paar Schritte zu gehen. Maurice geht voran – er kennt sich schließlich aus. Frischmachen auf dem Klo, dann weiter zum Abflug-Gate. Kurze Zeit später geht es los, aber nicht im Flugzeug, sondern im Bus!

Wir werden zusammen mit den übrigen Passagieren quer über den Flughafen gefahren, er ist wirklich riesig – am Horizont die Skyline von Dubai mit dem Burj Khalifa. Raus aus dem Bus und ein paar Züge Dubai-Luft schnappen. Es ist kurz nach neun Uhr Ortszeit und die Sonne brennt bereits, wir sind in der Wüste und laufen immer noch mit unserer norddeutschen Wintergarderobe herum. Schnell in den Flieger, dort ist es kühl. Es geht weiter. Nach einigen Stunden befinden wir uns über dem indischen Subkontinent, noch gute fünf Stunden, dann werden wir auf Bali ankommen. Bis wir in unserer Herberge ankommen, wird es spät werden und morgen früh geht es gleich zum Fahnenappell in die Partnerschule – also Jetlag abschütteln und los. Morgen gibt es mehr.  

 

Nachtrag: 2.02 Uhr Ortszeit - alles schläft! Wir sind in einem Paradies angekommen: tropisch, feucht, warm.

Die Wiedersehensfreude mit Kharisma, der balinesischen Lehrerin und ihrem Mann sowie mit Claus und Christa von der Professor-Nowak-Stiftung war riesig. Die balinesische Gastfreundschaft ist sagenhaft. Die Zimmer sind bezogen. Die Bäder befinden sich unter freiem Himmel, man glaubt man steht im Regenwald und nicht unter der Dusche. 

Montag, 01.04.2019

1.4.2019: Im Land des Lächelns

Die Nacht war kurz und einigen konnte man anmerken, dass der Flug nur bedingt erholsam war. Die balinesische Gastfreundschaft jedoch ist grenzenlos! Ein herrliches Frühstück erwartete uns und gut gestärkt traten wir den Weg in unsere Gastschule an.

Dort angekommen hatte sich bereits die ganze Schule, die im Übrigen nur geringfügig kleiner als unser Gymnasium ist, zum allwöchentlichen Fahnenappell versammelt. Für manchen Deutschen mag die durchaus paramiltärische Durchführung befremdlich wirken, jedoch sollte man die Historie genau betrachten. Es geht „gegen das Vergessen“ und mit dem Appell am Montagmorgen geht das Gedenken daran einher, dass man sich die Unabhängigkeit von den kolonialen Besatzern mit vielen Opfern erkämpfen musste und der heutige Zustand der Demokratie durch die feierliche und ehrenvolle Verlesung der Grundpfeiler der Staatsphilosophie Pancasila gefestigt und erhalten werden soll.

Nach der feierlichen Zeremonie wurden wir mit allen Ehren begrüßt. Und was uns dort geboten wurde übertrifft jede Vorstellung von Gastfreundschaft. So wurden Begrüßungsworte gesprochen, traditionelle Tänze aufgeführt und gesungen. Nach dem offiziellen Teil wurden wir durch die Schule geführt und jede Klasse hat verschiedene regionale Besonderheiten der vielen Inseln Indonesiens für all unsere Sinne „begreifbar“ gemacht. Mit Informationsplakaten, handgemachtem Schmuck und regionalen Delikatessen wurde uns die Vielfältigkeit Indonesiens gezeigt. Im Anschluss lernten sich die Austauschschülerinnen und -schüler bei gruppenfördernden Aktivitäten weiter kennen.

Ein weiteres Highlight war das gemeinsame Musizieren auf den wirklich besonderen Instrumenten des Gamelan – einer besonderen Musikrichtung, die es nur auf Bali und Java gibt. Unsere Schülerinnen und Schüler werden am Ende der Reise in der Lage sein, selbst ein Stück zu präsentieren.

Nach dem hervorragenden Essen in der Schule ging es zurück zum Guesthouse von Kharisma und Dedit, wo sich alle ein wenig ausruhen durften, um wenig später den herrlichen Tag beim Sonnenuntergang am Strand zu beenden.

Heute wurde uns sehr vieles Geschenkt – nämlich Anteilnahme an der balinesischen Kultur, die durch Dankbarkeit und Freundlichkeit geprägt ist. Diese Art der Freundlichkeit ist uns jedoch ein wenig unbekannt. Denn wie wir häufig bestrebt sind, es dem Gast angenehm zu bereiten, ist der Balinese stets danach bestrebt, es dem Gast nicht unangenehm zu bereiten. Und hierin liegt der kleine aber feine Unterschied: Uns reicht es häufig, wenn wir uns sagen: „ich habe alles getan, was mir möglich war. Wenn es dir missfällt, ist es dein Problem, aber bitte, ehre meine Mühe.“ Der Balinese dreht diesen Sachverhalt um und projiziert ihn auf sich. Er fragt: „Was habe ich falsch gemacht, so dass es Dir missfällt?“ Und hierbei kommen die Mimik und die Gestik „ins Spiel“: Der Balinese vermeidet es immer, seinen Gegenüber durch seine Mimik und Gestik zu verunsichern, so dass er sich die eben genannte Frage stellen könnte. Er vermeidet also ein Gefühl von Unbehagen. Daher lächelt der Balinese viel und drückt somit seine Dankbarkeit, sein Respekt und seine Freundlichkeit aus.

Und somit ist uns biederen Norddeutschen heute das Lächeln geschenkt worden, welches wir erkennen und wiedergeben durften. Dafür sind wir dankbar!

Bis morgen!     

Dienstag, 02.04.2019

2.4.2019: Völkerverständigung zum Zweck des Völkerverständnisses

Völkerverständnis – also die Fähigkeit aus Beobachtungen und Anteilnahme ein Verständnis für die Besonderheiten und Unterschiede einer Kultur zu generieren – setzt zunächst Völkerverständigung, also einen kommunikativen Prozess voraus. Um also Verständigung zu ermöglichen, ist es sinnvoll, eine Sprache zu erlernen. Dies ermöglicht einen kommunikativen Austausch und schlussendlich im besten Fall ein Völkerverständnis.

Zu diesem Zweck haben unsere Schülerinnen und Schüler bereits in Brunsbüttel Einblicke in die indonesische Sprache erhalten und die balinesischen Schülerinnen und Schüler Unterricht in deutscher Sprache. Darüber hinaus sind alle Teilnehmer des Austausches in der Lage, in englischer Sprache miteinander zu sprechen.

Doch reicht das? – Nein!

Verbale Kommunikation ist ein sehr wichtiger Bestandteil für den Verstehensprozess, doch immer nur begleitet von nonverbaler Kommunikation während des Handels. Denn wer nur über etwas spricht, der tut es nicht!

Was fördert also die nonverbale Kommunikation? – ganz einfach: Sport und Musik!

In diesen Zeichen stand auch der heutige Tag. Unsere Schülerinnen und Schüler waren eingeladen, am Sportunterricht der Harapan Junior Highschool teilzunehmen. Hierbei standen die traditionellen Sportarten im Vordergrund, die Teamgeist, Koordination und Strategie fördern. Sport, den wir auch in Deutschland kennen, wie z.B. das „Gruppenskifahren“ oder das Erlernen des Stelzenlaufens. Besonders hierbei ist ein hohes Maß an Körpersprache notwendig, um ans Ziel zu gelangen oder von jemanden Anleitung zu erfahren.

Vor dem Sport wird sich auch hier vorbereitet: Bewegungsübungen zur Musik, die tänzerische Elemente enthalten.

Nach dem Sport stand nochmals eine Einheit in Gamelan-Musik auf dem Programm, bei der auf ganz besondere Weise die Instrumente, die von den Musikern gespielt werden, die Kommunikation übernehmen.

Am Nachmittag, nachdem sich alle ein wenig erholen konnten, gab es noch eine kleine Unterrichtseinheit in unserem Guesthouse. Vieles wurde bisher erlebt und dieses galt es nun auszutauschen und zu ordnen, damit das Erlebte auch erklärbar gemacht werden kann. Die Schülerinnen und Schüler haben sehr differenziert und reflektiert ihre Wahrnehmungen der letzten Tage vorgebracht, was uns Lehrer ganz besonders erfreut hat. Angenehmes und weniger Angenehmes wurde angesprochen und auch erklärt, was sehr zum Völkerverständnis auf Basis der bereits getätigten Erfahrungen beigetragen hat – denn wir wollen verstehen.

Während die Schülerinnen und Schüler in der Schule waren, sind die Lehrer zusammen mit Christa Limmer und Prof. Dr. Nowak zum privaten Schulträger der SMPK Harapan nach Denpasar gefahren, um über das Austauschprojekt und dessen Weiterführung zu sprechen. Dieser Schulträger in Form einer Stiftung ist zuständig für viele Schulen sowie die Universität auf Bali und allein in der Schule in Denpasar werden etwa 5000 Kinder und Jugendliche vom Kindergarten bis zur Senior Highschool unterrichtet, was wirklich eine beeindruckende Größe ist. Auch die mit tropischen Pflanzen wunderschön bewachsenen Gebäude haben es uns sehr angetan, gerade wenn man unsere eigene Schulfassade denkt.

Morgen geht es ins Landesinnere, wo es auf Grund der Höhe etwas kühler sein wird. Darauf freuen sich einige sehr.

Mittwoch, 03.04.2019

3.4.2019: Adventures Abroad – Abenteuer auf allen Ebenen

Der heutige Tag nahm das Motto unseres Austausches, welches sich unsere Schülerinnen und Schüler überlegt und als T-Shirt-Auftruck gestaltet haben, in jeglicher Form auf. Daher sollen heute auch mehr die Eindrücke der Bilder für sich sprechen.

Zusammen mit unseren Gastgebern haben wir einen Ausflug auf einen erloschenen Vulkan unternommen. Dort befindet sich ein Kletterpark, der für das Zusammenwachsen unserer beider Gruppen viele Möglichkeiten geben sollte.

Nach gemeinsamen Vorbereitungen auf das eigentliche Klettern in majestätischen Bäumen des tropischen Regenwaldes ging es auf die höhere Ebene, wobei sich gegenseitig unterstützt, angefeuert und ermutigt wurde.

Später, als alle ihre persönliche Belastungsebene erreicht haben, wurden wir auf jeglicher kulinarischen Ebene von unseren balinesischen Freunden verwöhnt. Eine derartige Vielschichtigkeit an Geschmacksvariationen hätte sich niemand von uns bei dem „Picknick“ nach dem Klettern erträumen lassen. Alle nur vorstellbaren Zubereitungsformen von Gemüse, Obst, Reis und Nudeln standen für uns zur Auswahl, ergänzt durch süße und herzhafte Vor- und Nachspeisen.

Am Nachmittag waren wir verabredet mit Frau Birgit Kerstan, die wie Christa Limmer und Prof. Dr. Nowak zur gleichnamigen Stiftung gehört und in einem traditionellen Dorf auf Bali lebt. Von Ibu Birgit (Ibu bedeutet auf Indonesisch „Frau“), die so von allen genannt wird, haben wir Einiges über die kulturellen Besonderheiten der Insel erfahren. Gleichzeitig haben wir den typischen terrassenförmigen Reisanbau, den Tempel des Dorfes und das Dorf selbst kennengelernt.

 

Auch dieser Tag bot uns reichhaltige Erfahrungen, die tiefe Eindrücke hinterlassen haben.

P.S. An alle daheimgebliebenen Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler: erholsame und wunderschöne Ferien – ihr habt es geschafft!

Donnerstag, 04.04.2019

4.4.2019: Immer wieder donnerstags …

Der Donnerstag ist an allen Schulen ein besonderer Tag. An diesem Tag nämlich werden statt der gewöhnlichen Schuluniformen die traditionellen balinesischen Kleider getragen.

Doch zuerst stand Schulsport auf dem heutigen Programm. Nach einer intensiven Aufwärmphase mussten sich die Brunsbüttler gegen die balinesische Schulmannschaft im Volleyball beweisen. Und wie es sich für gute Gäste gehört, haben sich die Brunsbüttel zurückgehalten – ok, vielleicht dann doch etwas zu doll, denn unsere Niederlage war mehr als eindeutig. Freude hat es allemal bereitet.

Danach wurden wir zumindest äußerlich zu echten Balinesen, denn auch wir haben von unseren Gastgebern traditionelle Kleidung erhalten. Im passenden Erscheinungsbild haben wir uns dann weiter in die tiefen Mysterien der Gamelan-Musik einweihen lassen und weiter an unserem Auftritt für den Abschied geprobt.

Aber wir durften auch ein Kleinwenig zurückgeben: Wir Lehrer standen für gleich zwei Klassen zur Verfügung, die alle ihre Fragen über Deutschland an uns richten durften.

Das Mittagessen hat wirklich allen gefallen, denn es durfte bzw. musste mit den Fingern gegessen werden. Etwas, was jeder schon einmal ohne „schiefe Blicke“ tun wollte.

Morgen werden wir unseren Aufenthaltsort wechseln und in den Nordosten der Insel reisen, um das Korallenriff und die Mangrovenwälder kennen zu lernen.  

Freitag, 05.04.2019

5.4.2019: Ortswechsel – on the road to Pemuteran

Wie jeden Morgen hat uns Dedit, der Ehemann von Kharisma das Frühstück gebracht, was man natürlich draußen auf der Terrasse einnimmt. Dieses Frühstück allerdings war durch eine gewisse Aufbruchsstimmung geprägt, denn heute verlegen wir zum ersten Mal unseren Aufenthaltsort. Ziel soll der Ort Pemuteran sein, der im Nordwesten der Insel liegt.

Also Sachen Packen – die typischen Kleinbusse warten bereits. An der Schule nehmen wir unsere Gastgeber auf und fahren zunächst in Richtung Norden, ganz in die Nähe des Parks, in dem wir Klettern waren. Die Stimmung ist prächtig und jedes Zusammentreffen mit unseren Freunden wird durch herzliche Begrüßungsrituale begleitet – vom „Handshake“ bis zum landestypischen „Apa kabar?“ – „baik baik“ (wie geht’s? – sehr gut!). Wir fühlen uns in diesen Momenten schon ganz gut „angekommen“ und den Jugendlichen fällt dieses immer leichter, denn sie besitzen ja bekanntlich ihre ganz eigenen Rituale.

Auf der Fahrt nach Pemuteran machen wir Halt, um uns einen besonderen Tempel anzuschauen. Er ist zum Dank an die Götter eines Sees errichtet worden, dem Bali ein Teil seines Reichtums verdankt – nämlich dem Wasser. Überall kann Reis angebaut und drei Mal pro Jahr geerntet werden! Das Wasser hierfür wird aus den Seen, die nach dem Erlöschen des Vulkans in den ursprünglichen Kratern entstanden sind, über weitverzweigte Kanalnetze auf der ganzen Insel verteilt. Ein wahrer „Glücksfall“, dass das lebensnotwendige Wasser bereits in großer Höhe gespeichert werden kann, dann fließt es ohne Pumpen überall hin. Hierfür sind die Balinesen den Göttern sehr dankbar und haben ihnen diesen Tempel geweiht, den man auch auf dem 50000 Rupien-Schein sehen kann.

Auf dem Kraterkamm gibt es bei fantastischer Aussicht Lunch: Mi Goreng oder Nasi Goreng – gebratene Nudeln oder gebratener Reis. Einfach lecker!

Die Weiterfahrt in Richtung Westen hinab auf das Meeresniveau zeigt ein Problem, welches uns eher unbekannt ist. Die Älteren erinnern sich bestimmt noch an die Zeit, in der auch bei uns der Müll auf einfachen Müllhalden in Ortsnähe abgelegt wurde – nur mit dem kleinen Unterschied, dass dieser Müll überwiegend organisch war und nicht aus Kunststoffen bestand. Heute wird überall auf der Welt Plastikmüll produziert und mancherorts einfach auf einen Haufen geworfen. Dann landet er als nächstes in den Gräben und Rinnen, die für eine geregelte Wasser- / Abwasserführung verantwortlich sind.

Was dann geschieht, wenn es einmal etwas stärker regnet, so wie am heutigen Tage (wir befinden uns schließlich im Bereich der Tropen), kann sich jeder lebhaft ausmalen. Die Abflüsse sind verstopft, die Gräben laufen über, das Wasser fließt über die Straßen und ergießt sich an geeigneter Stelle in die Tiefe. Dort werden die Straßen unterspült und ganze Hänge rutschen ab.

Die Straßen müssen wiederhergestellt werden, doch damit werden lediglich die Folgen beseitigt, die Ursachen nicht.

Am späten Nachmittag durften wir jedoch einen Australier namens Chris Brown im ReefSeen Resort kennen lernen, der in einem ganz anderen Zusammenhang begonnen hat, die Ursachen für weitreichende Folgen zu erkennen und zu bekämpfen. Die Region rund um Pemuteran war noch vor 30 Jahren sehr arm, das Vieh wurde mit Pflanzen aus dem Urwald gefüttert und dieser verschwand zunehmend. Um dennoch die Ernährung zu sichern nahm der Fischfang und das Jagen von Schildkröten zu. Bald waren die Bestände stark dezimiert und die Region verarmte weiter. Chris erkannte das Problem und nahm den Fischern die gefangenen Schildkröten zu einem etwas höheren Preis ab, als sie auf den umliegenden Märkten erhalten würden. Er kümmerte sich um Nachwuchs und setzt diesen nach der Aufzucht bis zum heutigen Tag wieder im Meer aus. Der Bestand ist gerettet und die Fischer haben erkannt, dass das Jagen der ausgewachsenen Tiere die Fortpflanzung verhindern. Sie schützen nun die Schildkröten anstatt sie zu jagen. Der Schutz der Schildkröte trägt direkt und indirekt zum Schutz des örtlichen Ökosystems bei, wodurch die Versorgung mit natürlichen Ressourcen und die Schaffung bzw. der Erhalt von Arbeitsplätzen ermöglicht wird. Der Ort Pemuteran hat seine natürliche Attraktivität wiedererhalten und ist durch die Einnahmen aus dem hierdurch ermöglichten Tourismus zu ausreichendem Wohlstand gekommen.

Wohlstand bedingt hier auch bessere Bildung, und wiederum höhere Einkommen.

Ein Beispiel echter Nachhaltigkeit, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte im Kontext der Intergenerationalität / Langfristigkeit beachtet.       

Morgen werden wir abtauchen und das Ergebnis von Chris´ Arbeit bestaunen können – gute Nacht!

Samstag, 06.04.2019

6.4.2019: Mangroven und Meer – sensible Ökosysteme

Es ist nicht selbstverständlich gleich zwei sehr sensible und zugleich äußerst artenreiche Ökosysteme an einem Tag bestaunen zu dürfen. Daher sind wir besonders glücklich sowohl in das Ökosystem der Mangroven als auch in das eines Korallenriffes Einblicke erhalten zu haben.

Beide Ökosysteme haben gleich mehrere Dinge gemeinsam: zum einen enthalten Sie einen wahnsinnigen Reichtum verschiedensten Tier- und Pflanzenarten, zum zweiten haben sie eine besondere Funktion für den Küstenschutz, indem sie die Energie der Wellen aufzunehmen vermögen und zum dritten sind sie sehr stark gefährdet durch menschliche Eingriffe: sei es durch Übernutzung, Verschmutzung oder Beeinträchtigung durch die Folgen eines sich wandelnden Klimas. Beide Ökosysteme haben in Bezug und Funktion und Gefährdung große Ähnlichkeit zu unserem Wattenmeer.

Heute sind uns sie Auswirkungen des menschlichen Handels sehr deutlich geworden. Dies spiegelte auch unsere gemeinsame Auswertungsrunde der letzten zwei Tage wider, in der klar das menschliche Handeln als Ursache für viele Probleme auf der Welt identifiziert wurde und als Handlungsappell formuliert wurde: Fange bei Dir an und mache Deine nächsten Mitmenschen darauf aufmerksam – eine allgemeingültige aber global immer noch viel zu unbekannte Erkenntnis!

Soviel zu heute – alle sind wohl auf! Das ist das Wichtigste.

Morgen werden sie Schülerinnen und Schüler in ihre Gastfamilien gehen – das wird eine besondere Erfahrung für alle Beteiligten. Gute Nacht!

p.s. viele der heutigen Bilder stammen von Frau Verthein – sehr gelungen

   

Sonntag, 07.04.2019

7.4.2019: Lernen, die Dinge im Kleinen zu beginnen: ...

Das ist wohl die entscheidendste Botschaft, die wir von Chris Brown mitnehmen durften. Viele Ideen, die eine Lösung für Probleme enthalten, scheinen in unserer Heimat nur auf dem Papier zu existieren. Fragt man in einer Unterrichtsstunde in Brunsbüttel: „Was müsste man tun, um dieses oder jenes Problem unserer Umwelt oder Gesellschaft zu lösen?“, so erhält man unglaublich viele Vorschläge von den Schülerinnen und Schülern. Fragt man allerdings: „Was könntest Du tun?“, so werden die Beiträge schon deutlich geringer. Fragt man schließlich: „Was bist Du bereit zu tun?“, dann scheint es nur noch ganz wenige Lösungsvorschläge zu geben. Woran kann es liegen, dass wir in Deutschland manchmal gute Ideen haben, allerdings selbst nicht in der Lage sind, diese umzusetzen? Mag sein, dass eine gewisse strukturelle Komplexität manche Idee verhindert, aber häufig scheint die Notwendigkeit des Handelns nicht deutlich genug zu sein, gepaart mit der Ansicht: „Was soll das schon bringen, wenn nur ich das tue?“. Als Chris Brown vor etwa 30 Jahren nach Pemuteran kam, war dies ein sehr armes Fischerdorf. Niemand wusste etwas über ein Korallenriff vor der Küste. Stattdessen machten die Fischer verstärkt Jagt auf Schildkröten, um ihre Ernährung zu sichern. Als aber die Schildkröten nicht mehr die Algen in Riffnähe fraßen, fingen die Korallen langsam an zu sterben und mit ihnen ging auch die „Kinderstube“ für viele Fischarten verloren – das Ökosystem geriet aus dem Gleichgewicht, die Fischernetze blieben leer! Chris erkannte das Problem im Ursprung und kümmerte sich darum, dass die Schildkröten sich fortpflanzen könnten. Er begann die Arbeit im Kleinen, aber an der Wurzel. Mittlerweile haben sich die Korallen wieder erholt und mit den faszinierten Tauchtouristen kamen die Arbeitsplätze und der Wohlstand in die Region von Pemuteran.

 

Die große Anziehungskraft der Korallenriffe haben wir auch heute noch einmal bei guter Sicht und weniger Bewölkung bestaunen dürfen, immer mit dem Gedanken daran, wie klein das alles einmal begonnen hat. (Das Datum auf den Bildern ist leider falsch)

Nicht nur den direkten Schutz der Korallen hat sich Chris auf „die Fahnen geschrieben“. Ein weiteres wichtiges, aber eher indirektes Element ist – seiner Meinung nach – die Bildung und davon konnten wir am Stand unter Palmen -  nach einer kurzen Poolabkühlung, die natürlich nur zum Zweck der Konzentrationsförderung diente - eine Kostprobe erhalten. Es war sehr schön zu sehen, wie Chris auf Grundlage der gemachten Beobachtungen auf die Schülerinnen und Schüler eingegangen ist und immer wieder an bereits vorhandenes Wissen neues angeknüpft hat, so dass sich ein großes und nachvollziehbares Gesamtbild ergeben hat.

 

Gleich, nachdem wir uns von Chris verabschiedet haben, ging es wieder in die Kleinbusse: zurück zur Harapan Junior Highschool. Über den Kraterkamm des Bratan, kurze Mittagspause und weiter.

Schließlich stand heute ein wirklich bedeutender Moment auf dem Programm: unsere Schülerinnen und Schüler verbringen heute die erste Nacht bei ihren Gastfamilien. Eine freudige Aufregung machte sich breit, als unsere beiden Kleinbusse bei der Schule ankamen und nach und nach die Eltern ihre eigenen und unsere Kinder in Empfang nahmen – ein toller Augenblick, den niemand so schnell vergessen wird.

 

Morgen wollen wir versuchen, die Dinge auch im Kleinen beginnen zu lassen. Wir hoffen, dass wir wenigstens ein gutes Vorbild abgeben. Wir dürfen gespannt bleiben.

Montag, 08.04.2019

8.4.20219: Die Dinge in die eigne Hand nehmen

Heute war es soweit: Anpacken stand auf dem Programm. Daher klingelten unsere Wecker auch heute besonders früh, um noch vor der großen Hitze mit dem Tagwerk beginnen zu können. Vielfach haben wir nun erfahren, dass man im Kleinen anfangen und die Dinge in die eigenen Hände nehmen muss, wenn man etwas bewegen möchte. Um kurz nach 8.00 Uhr haben wir begonnen zusammen mit vielen helfenden Händen unserer Partnerschule und der Organisation 4ocean einen drei Kilometer langen Strandabschnitt zu reinigen. Alle fühlten sich erschöpft, aber zufrieden, als sich die Säcke mit Plastikmüll vom Strand füllten. Wir haben einen kleinen aber vorbildhaften Beitrag geleistet und wünschen uns viele Nachahmer überall auf der Welt.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, stand ein weiterer wichtiger Punkt an: Mitbringsel für die Daheimgebliebenen shoppen, denn kleine Geschenke erhalten die Freundschaft oder bereichern das Familienleben.

Am Abend haben wir den einzigartigen Tempel von Tanah Lot besichtigt, der sich auf einer Felseninsel im Meer befindet und auf Grund seiner Lage als Meditationsort für einen Hindupriester diente, der vor den sich im 16. Jahrhundert ausbreitenden Moslems von der Insel Java nach Bali flüchtete.   

   

Im besonderen Maße freue ich mich darüber, heute einen Blogeintrag von Cara Kellermann hier einstellen zu dürfen, die über ihre ersten Erfahrungen in der Gastfamilie berichtet – vielen Dank Cara und viel Freude beim Lesen.

 

Tag 1 bei den Familien von Cara Kellermann: 

Als ich heute bei Dimas angekommen bin, wurde ich von der Mutter, der Tochter (Nita) und – ich glaube einer Angestellten – herzlich begrüßt. Danach hat Dimas mich in mein Zimmer geführt und ich habe in Ruhe meine Sachen ausgepackt. Um 6pm habe ich mich ein wenig frisch gemacht, da Dimas und seine Familien mich zum Essen in ein Restaurant in Denpasar eingeladen haben. Doch bevor wir nach Denpasar los gefahren sind, habe ich meiner Gastfamilie ihre Geschenke überreicht und alle haben sich sehr gefreut.

Im Restaurant habe ich erst einmal große Augen gemacht, denn es war ganz anders, als ich Restaurants gewöhnt war, da man nicht auf Stühlen saß, sondern auf Holzterrassen mit Sitzkissen. Bevor man die Terrassen betritt, zieht man übrigens seine Schuhe aus.  Und bevor der Reis, zwei verschiedene Arten von Hühnchen und eine Suppe zu uns an den Tisch kamen, haben wir uns die Hände gewaschen. Ich war sehr erstaunt darüber, dass wir kein Besteck nutzten, sondern unsere Hände.

Während des Essens haben wir uns alle zusammen sehr nett unterhalten und haben auch viel gelacht. Ariyana (der Vater) hat auch noch ein paar liebvolle und total süße Sätze zu mir gesagt: "Wir hoffen, dass du dich bei uns wohlfühlen wirst und wir eine tolle Familie mit dir sind. Wir sind deine zweite Familie und für dich da, wenn du uns brauchst."

Nach dem Essen sind wir zu dem großen traditionellen 24h Supermarkt gefahren, um dort ein paar Früchte zu kaufen.  Ich weiß leider nicht, wie die Früchte geschrieben werden, aber besonders die eine war sehr lecker. 

Die Zeit über, wo wir in Denpasar herumgelaufen sind, hatte die kleine Nita meine Hand genommen. Es war so niedlich und ich habe sie jetzt schon in mein Herz geschlossen.

Zurück zu Hause haben Dimas und ich noch ein wenig über den morgigen Tag gesprochen und haben uns danach fertig fürs Bett gemacht.

Als ich dann angefangen habe, etwas für den Blog zu schreiben, kam Gesang aus der Wohnstube: Sie haben alle gebetet. Für mich als Neuankömmling in dieser anderen Kultur völlig beeindruckend. 

Dienstag, 09.04.2019

9.4.2019: Rumah Desa – Kultur pur!

Vieles hat die erlesene Gruppe aus Brunsbüttel bereits über die Kultur und das Alltagsleben auf Bali erfahren dürfen, aber heute durften wir völlig in die traditionelle Dorfkultur eintauchen. In Rumah Desa ist es möglich, an der Familiengemeinschaft in einem traditionellen Dorf teilzunehmen: Kokosnüsse öffnen, das Mark heraustrennen und raspeln, Kokosöl herauspressen und kochen – das war nur ein ganz kleiner Teil der Tätigkeiten. Später sind wir auf die Reisfelder gegangen und haben das Saatbeet mit dem Ochsenpflug vorbereitet und knietief im Schlamm stehend Reispflanzen gesetzt. Im Anschluss stand Yoga zur Entspannung auf dem Programm. Am Abend dann traditioneller Tanz, begleitet von Gamelan-Musik. Alles in allem ein unfassbar abwechslungsreiches Erlebnis, wobei jedoch ganz deutlich herausgestellt werden muss, dass wir nur „mitspielen“ konnten – einen Tag auf dem Reisfeld hätte wohl kaum jemand überstanden. Diese Nacht werden wir hier im Dorf verbringen, umgeben vom Dschungel mit seinen unglaublich vielen Geräuschen.

Morgen werden wir auf dem Markt die Zutaten für unser Mittagessen, welches wir selbst zubereiten werden, einkaufen und unsere Händlerqualitäten auf die Probe stellen.

 

Auch heute gibt es wieder einen Extraartikel, diesmal von Aida Heyer. Vielen Dank für den Bericht aus deiner Gastfamilie. Viel Vergnügen und eine erholsame Nacht – heute gehen alle früh ins Bett.   

 

Nach unserer Reise nach Tenah Lot sind wir, ich, Lina und ihr Vater, zuerst zum Abendessen in ein nicht so weit entferntes Restaurant gefahren. Dort haben wir auch Eva, Diva und ihre Familie getroffen. Das Essen hat großartig geschmeckt und die Wartezeit war auch recht kurz.

Danach sind wir kurz in die Kirche von Denpasar, um zu gucken wie Linas Mutter im Chor singt, gefahren. Die Kirche war im Vergleich mit denen aus Brunsbüttel ziemlich groß.

Von außen hin sieht sie etwas anders aus als eine typisch deutsche Kirche. Die Wände sind mit verschiedenen Mustern verziert und vor dem Eingang wird man von zwei großen Statuen, umhüllt in Kleidung und Kopftüchern, begrüßt, weshalb man bei dem Anblick eher an die muslimische Religion denken würde. Drinnen sieht es jedoch relativ ähnlich wie in Deutschland aus.

In der Mitte des Saals, sind mehrere Sitzbänke aufgereiht, am Ende befindet sich das Podium und dahinter eine Skulptur auf der Wand von Jesus auf dem Kreuz. An der Seite übte der Chor mit einer Organbegleitung verschiedene indonesische Lieder zu singen. Hier lernte ich auch einen Mann kennen, der, weil er es früher in seiner Schule gelernt hat, gut deutsch sprechen kann. Er ist ein Cousin von Linas Vater.

Nach dieser kurzen Fahrt sind wir zurück nach Hause gefahren, haben unsere Sachen für morgen eingepackt und sind schließlich schlafen gegangen.

Mittwoch, 10.04.2019

10.4.2019: Rumah Desa Tag 2 – Ernten, was man sät

Auch wenn der Reis, den wir gestern erst gepflanzt haben, noch lange nicht geerntet werden kann, so stimmt das Motto des heutigen Tages doch in mehrfacher Hinsicht.

Denn es ging heute auf den Markt, wo wir – in zwei Gruppen eingeteilt – verschiedenste Zutaten für unser gemeinsames Mittagessen einkaufen sollten. Die besondere Herausforderung bestand zusätzlich darin, dass ein Wettkampf zwischen den beiden Gruppen eröffnet wurde, um den jeweils niedrigsten Preis für die Zutaten zu erhalten: es musste also gehandelt werden. Und das Handeln gehört zur zwischenmenschlichen Interaktion und hat nichts mit Betrug oder „übers Ohr hauen“ zu tun – wie auf unseren deutschen Flohmärkten eben (also sollte das hier jemals irgendjemand lesen, der mich mal von seinem Flohmarktstand vertrieben hat, weil er völlig erbost darüber war, dass ich seine Preisvorstellung nicht akzeptieren wollte, dem sei gesagt: Du bist im falschen Geschäft tätig!). Auf den traditionellen Märkten hier gibt es überwiegend frisch geerntete Lebensmittel zu kaufen, aber auch Gebrauchsgegenstände des alltäglichen Bedarfs. Und so ging das Gefeilsche um den besten Preis munter vonstatten. Schnell waren alle Zutaten beisammen und die Kolonne von mehreren Fahrzeugen, die uns chauffierte, setzte sich wieder in Bewegung. Bei einem über 500 Jahre alten Urwaldriesen gab es noch schnell ein Gruppenfoto. Hier wächst einfach alles viel besser.

Zurück zum Säen und Ernten: heute ist uns Lehrern bewusst geworden, was vor über einer Woche begonnen wurde gesät zu werden. Die Ernte zeigt sich bei den Schülerinnen und Schülern dahingehend, dass sich sprachliche und kulturelle Unterschiede mehr und mehr vermischen und an Bedeutung verlieren. Beim gemeinsamen Kochen konnte man daher ein buntes Treiben beobachten und Wortfetzen aus vier Sprachen kamen aus allen Mündern: indonesisch, balinesisch, englisch, deutsch – und jeder verstand dennoch den anderen. Mit großer Dankbarkeit und Zufriedenheit blicken wir auf das, was sowohl den balinesischen Schülerinnen und Schülern als auch unseren ermöglicht wurde.

 

Nachdem das zubereitete Essen verspeist war, ging es zurück und wieder einmal durften wir einen tropischen Regenschauer erleben.

Den späten Nachmittag und Abend verbringen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam in ihren Familien – Frau Verthein und ich sind gespannt auf die morgigen Berichte.

Eine gute Nacht allen fleißigen Lesern dieses Blogs, der mittlerweile schon etwa 300 Mal aufgerufen wurde. Danke an alle Leser.  

Donnerstag, 11.04.2019

11.4.2019: Ubud – eine balinesische Tourismushochburg

Bali und der Tourismus – für viele dann doch eine unlösbare Verbindung. Im Gegensatz zu manchen anderen indonesischen Inseln ist Bali in Bezug auf sein naturräumliches Potenzial wirklich gesegnet worden. Denn nicht nur mit dem Wasser, was den Reisanbau ermöglicht hat, kam der Wohlstand auf die Insel: In Zeiten der Globalisierung, der ständigen Wohlstandssteigerungen in unserer westlichen Welt und der immer effektiveren und damit günstigeren Transportmittel sind exotische Inseln wie Bali zu beliebten Tourismusdestinationen geworden. Traumstrände, exotische Kultur und unberührte Natur sind häufig die „Türöffner“ auf dem Weg zum Tourismus. Alles das bietet die Insel Bali und heute konnten wir ein Einblick in zwei besondere „Tourismusattraktionen“ gewinnen: der Tegenungan Wasserfall und der Affenwald in Ubud. An diesen Orten, die in der Tat besondere natürliche Gegebenheiten vorweisen, – fluviale Prozesse eines Wasserfalls bzw. die besondere Regenwaldvegetation mit seinem Stockwerkbau und dem besonderen Nährstoffhaushalt – sind die Auswirkungen des Tourismus überdeutlich sichtbar – positiv als auch negativ. Im Tourismussektor wird viel Geld verdient, aber entscheidend ist, wo dieses Geld bleibt. Ein deutscher Hotelbesitzer beispielsweise erwirtschaftet Werte, die in unser deutsches Bruttonationaleinkommen einfließen. Werden allerdings einheimische Arbeitskräfte eingestellt und Bautätigkeiten durch ortsansässige Firmen durchgeführt, so gibt es durchaus Durchsickerungseffekte bis zur lokalen Ebene. Das heißt nun, dass jeder Tourist bei der Wahl des Ziels im Vorwege entscheiden sollte, wen er unterstützen möchte. Weiterhin liegt es bei den Touristen, in wie weit er kulturelle Veränderungen fördern möchte, wenn er erwartet, dass in seinem Urlaub dann doch alles so ist wie zu Hause. Leider stellt sich an fast allen Tourismusorten früher oder später eine Stagnation bzw. ein Rückgang bei den Touristenzahlen ein, wenn nämlich nach der Initiationsphase durch Individualtouristen der Massentourismus massiv in die Kultur eingreift und zunächst nur noch Ruheständler den „billigen“ Pauschaltourismus nutzen und später sogar die Touristen ganz ausbleiben, weil eine Region oder ein Land seine Einzigartigkeit (kulturell wie ökologisch) verloren hat. Die Folge sind häufig "Hotelburgen", die nur noch billige Masse, aber keine Klasse mehr bieten. Glücklicherweise sind derartige Entwicklungen noch nicht überdeutlich erkennbar.

So, genug der negativen Worte über den Tourismus – Fakt ist, er kann für Wohlstand und für eine Verbesserung der Entwicklungssituation in einer Region sorgen. Die Touristen und die jeweiligen Planungsorgane haben es in der Hand, ob sich ein langfristiger Erfolg einstellt oder nur das „schnelle Geld“ für wenige.

 

Ich freue mich, auch heute ein „Extra“ aus den Gastfamilien zu präsentieren zu dürfen – heute von Mika Eero Steinfeld, vielen Dank!

 

Leben bei den Gastfamilien

Ich weiß nicht, ob es nur bei mir so ist, aber ich habe das Schlafzimmer der Eltern bekommen. Das hat mich sehr komplett geschockt, weil ich auch mein eigenes Bad bekommen habe. Eigentlich habe ich erwartet, dass ich mir mit Abed ein Zimmer teilen werde und das Klo von allen genutzt wird.
Am ersten Tag wurde ich wirklich herzlich begrüßt und dann sind wir auch schon direkt los in die Stadt gefahren zum Essen, dies haben wir bei dem Beachwalk gemacht; dort gab es verschiedene Gerichte aus asiatischen Ländern an kleineren Ständen zu kaufen. Danach sind wir auch noch zum Einkaufen gefahren, dort wurde ich direkt gefragt, ob ich Brot oder irgendetwas in der Art für das Frühstück bräuchte. Ich habe mich aber für Nasi Goreng oder auch gebratenen Reis entschieden. Am Morgen wurde ich dann auch noch eingeladen mit der Familie vor der Schule zu beten. Ich wurde meistens von Abed um 6 Uhr geweckt, falls ich noch nicht wach war.

Am letzten Abend also der 10.4 war eigentlich der Plan Ayam Goreng zum Abendbrot zu essen, aber Abed und ich wurden eigenladen zu MC Donalds zu den anderem zu gehen, um dort zu essen.

Samstag, 13.04.2019

12.4.2019: Terima Kasih

Heute heißt es Abschied nehmen. Aber bevor wir den Flieger in die Heimat besteigen sollten, haben unsere balinesischen Freunde ein ganz besonderes Abschiedsfest für uns vorbereitet. Gebührend wurden wir empfangen und zu unseren Ehrenplätzen geführt. Dieses Austauschprojekt ist etwas ganz Besonderes, das haben wir alle längst gemerkt, aber heute waren auch noch die Presse und das Fernsehen da. Ein buntes Programm wurde für uns vorbereitet mit vielen Dankesreden, Musik und Tanzeinlagen. Und wir haben mitmachen dürfen. Das eingeübte Gamelan-Stück wurde zum Besten gegeben, Aida und Mika haben das Wort für eine rührende Dankesrede ergriffe und Frau Verthein hat alle Anwesenden mit ihren Gesangs- und Tanzbeiträgen verzaubert. Was für ein gelungenes Fest.

Terima Kasih – in Bahasa indonesia einfach „Dankeschön“ – wollen wir allen sagen, die uns in den letzten zwei Wochen begleitet, uns beherbergt, informiert, finanziert haben. Wir sind unglaublich reich beschenkt worden mit wertvollen Erfahrungen, interessanten Eindrücken und beeindruckenden Erlebnissen. Die liebevolle Gastfreundschaft unserer Gastgeber hat uns dabei immer am meisten ergriffen. Wir wollen ganz besonders Christa Limmer und Prof. Dr. Claus Nowak von der Prof. Nowak Stiftung für die Unterstützung und Begleitung auf Bali danken, die uns durch ihre dortigen Kontakte Türen geöffnet haben, die keinem Touristen jemals offenstehen werden. Wir möchten uns bei den Gasteltern unserer Schülerinnen und Schüler bedanken für die herzliche Aufnahme in den Familien und die Ermöglichung aller nur erdenklichen Annehmlichkeiten. Wir wollen uns bei der Harapan-Stiftung und bei den Kolleginnen und Kollegen sowie bei den Schülerinnen und Schülern der SMPK2 Harapan Junior Highschool bedanken für die Teilnahme und Unterstützung in ihrem Schulalltag. Ganz besonders möchten wir uns bei Kharisma und Elis bedanken für die hervorragenden Vorbereitung und Durchführung unseres Besuches. Jeder Programmpunkt ist mit so viel Herzblut und Leidenschaft vorbereitet worden, dass wir nur staunen können. Ohne die Beiden wäre ein derartiger Erfolg nicht möglich gewesen. Sie lieben die Schülerinnen und Schüler von Herzen und würden alles für sie geben. Ganz besonders möchten wir Dedit, dem Ehemann von Kharisma danken. Jeden Tag hat er für uns Frühstück bereitet, Transportmittel organisiert, Foto- und Filmaufnahmen gemacht und durch seine Art einfach alle begeistert – vielen Dank, das werden wir nie vergessen.

 

Am Abend wurde es dann sehr emotional – der Abschied. Alle Gastschüler sind mit ihren Eltern zum Flughafen gekommen, um sich nochmals von uns zu verabschieden. Zuvor wurden bereits Abschiedsgeschenke verteilt, was alle sehr gerührt hat. Auf Bali schenkt man sich sehr gerne etwas.

Auch Tränen flossen, was nur zeigt, wie intensiv die letzten beiden Wochen waren. Wir sind zu unseren Gastgebern gekommen und haben uns von Freunden verabschiedet.

Terima kasih

Samstag, 13.04.2019

13.4.2019: Heimat

Heimat ist dort, wo unser Herz schlägt.

Wir freuen uns alle, unsere Lieben in die Arme zu schließen, von Erlebnissen zu berichten oder einfach nur auszuruhen. Das Erlebte tragen wir in unseren Herzen und werden es niemals vergessen. Wir sind beschenkt, bereichert und begeistert worden. Das wollen wir gerne teilen und etwas davon weitergeben.

 

Danke an alle Leser dieses Blogs. Ich habe mich immer sehr über die netten Kommentare und die vielen Besuche gefreut. Durch das Schreiben dieser Berichte ist mir das Erlebte auf besondere Weise nähergekommen und das habe ich gerne geteilt.