Freitag, 05.04.2019

5.4.2019: Ortswechsel – on the road to Pemuteran

Wie jeden Morgen hat uns Dedit, der Ehemann von Kharisma das Frühstück gebracht, was man natürlich draußen auf der Terrasse einnimmt. Dieses Frühstück allerdings war durch eine gewisse Aufbruchsstimmung geprägt, denn heute verlegen wir zum ersten Mal unseren Aufenthaltsort. Ziel soll der Ort Pemuteran sein, der im Nordwesten der Insel liegt.

Also Sachen Packen – die typischen Kleinbusse warten bereits. An der Schule nehmen wir unsere Gastgeber auf und fahren zunächst in Richtung Norden, ganz in die Nähe des Parks, in dem wir Klettern waren. Die Stimmung ist prächtig und jedes Zusammentreffen mit unseren Freunden wird durch herzliche Begrüßungsrituale begleitet – vom „Handshake“ bis zum landestypischen „Apa kabar?“ – „baik baik“ (wie geht’s? – sehr gut!). Wir fühlen uns in diesen Momenten schon ganz gut „angekommen“ und den Jugendlichen fällt dieses immer leichter, denn sie besitzen ja bekanntlich ihre ganz eigenen Rituale.

Auf der Fahrt nach Pemuteran machen wir Halt, um uns einen besonderen Tempel anzuschauen. Er ist zum Dank an die Götter eines Sees errichtet worden, dem Bali ein Teil seines Reichtums verdankt – nämlich dem Wasser. Überall kann Reis angebaut und drei Mal pro Jahr geerntet werden! Das Wasser hierfür wird aus den Seen, die nach dem Erlöschen des Vulkans in den ursprünglichen Kratern entstanden sind, über weitverzweigte Kanalnetze auf der ganzen Insel verteilt. Ein wahrer „Glücksfall“, dass das lebensnotwendige Wasser bereits in großer Höhe gespeichert werden kann, dann fließt es ohne Pumpen überall hin. Hierfür sind die Balinesen den Göttern sehr dankbar und haben ihnen diesen Tempel geweiht, den man auch auf dem 50000 Rupien-Schein sehen kann.

Auf dem Kraterkamm gibt es bei fantastischer Aussicht Lunch: Mi Goreng oder Nasi Goreng – gebratene Nudeln oder gebratener Reis. Einfach lecker!

Die Weiterfahrt in Richtung Westen hinab auf das Meeresniveau zeigt ein Problem, welches uns eher unbekannt ist. Die Älteren erinnern sich bestimmt noch an die Zeit, in der auch bei uns der Müll auf einfachen Müllhalden in Ortsnähe abgelegt wurde – nur mit dem kleinen Unterschied, dass dieser Müll überwiegend organisch war und nicht aus Kunststoffen bestand. Heute wird überall auf der Welt Plastikmüll produziert und mancherorts einfach auf einen Haufen geworfen. Dann landet er als nächstes in den Gräben und Rinnen, die für eine geregelte Wasser- / Abwasserführung verantwortlich sind.

Was dann geschieht, wenn es einmal etwas stärker regnet, so wie am heutigen Tage (wir befinden uns schließlich im Bereich der Tropen), kann sich jeder lebhaft ausmalen. Die Abflüsse sind verstopft, die Gräben laufen über, das Wasser fließt über die Straßen und ergießt sich an geeigneter Stelle in die Tiefe. Dort werden die Straßen unterspült und ganze Hänge rutschen ab.

Die Straßen müssen wiederhergestellt werden, doch damit werden lediglich die Folgen beseitigt, die Ursachen nicht.

Am späten Nachmittag durften wir jedoch einen Australier namens Chris Brown im ReefSeen Resort kennen lernen, der in einem ganz anderen Zusammenhang begonnen hat, die Ursachen für weitreichende Folgen zu erkennen und zu bekämpfen. Die Region rund um Pemuteran war noch vor 30 Jahren sehr arm, das Vieh wurde mit Pflanzen aus dem Urwald gefüttert und dieser verschwand zunehmend. Um dennoch die Ernährung zu sichern nahm der Fischfang und das Jagen von Schildkröten zu. Bald waren die Bestände stark dezimiert und die Region verarmte weiter. Chris erkannte das Problem und nahm den Fischern die gefangenen Schildkröten zu einem etwas höheren Preis ab, als sie auf den umliegenden Märkten erhalten würden. Er kümmerte sich um Nachwuchs und setzt diesen nach der Aufzucht bis zum heutigen Tag wieder im Meer aus. Der Bestand ist gerettet und die Fischer haben erkannt, dass das Jagen der ausgewachsenen Tiere die Fortpflanzung verhindern. Sie schützen nun die Schildkröten anstatt sie zu jagen. Der Schutz der Schildkröte trägt direkt und indirekt zum Schutz des örtlichen Ökosystems bei, wodurch die Versorgung mit natürlichen Ressourcen und die Schaffung bzw. der Erhalt von Arbeitsplätzen ermöglicht wird. Der Ort Pemuteran hat seine natürliche Attraktivität wiedererhalten und ist durch die Einnahmen aus dem hierdurch ermöglichten Tourismus zu ausreichendem Wohlstand gekommen.

Wohlstand bedingt hier auch bessere Bildung, und wiederum höhere Einkommen.

Ein Beispiel echter Nachhaltigkeit, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte im Kontext der Intergenerationalität / Langfristigkeit beachtet.       

Morgen werden wir abtauchen und das Ergebnis von Chris´ Arbeit bestaunen können – gute Nacht!