Sonntag, 07.04.2019

7.4.2019: Lernen, die Dinge im Kleinen zu beginnen: ...

Das ist wohl die entscheidendste Botschaft, die wir von Chris Brown mitnehmen durften. Viele Ideen, die eine Lösung für Probleme enthalten, scheinen in unserer Heimat nur auf dem Papier zu existieren. Fragt man in einer Unterrichtsstunde in Brunsbüttel: „Was müsste man tun, um dieses oder jenes Problem unserer Umwelt oder Gesellschaft zu lösen?“, so erhält man unglaublich viele Vorschläge von den Schülerinnen und Schülern. Fragt man allerdings: „Was könntest Du tun?“, so werden die Beiträge schon deutlich geringer. Fragt man schließlich: „Was bist Du bereit zu tun?“, dann scheint es nur noch ganz wenige Lösungsvorschläge zu geben. Woran kann es liegen, dass wir in Deutschland manchmal gute Ideen haben, allerdings selbst nicht in der Lage sind, diese umzusetzen? Mag sein, dass eine gewisse strukturelle Komplexität manche Idee verhindert, aber häufig scheint die Notwendigkeit des Handelns nicht deutlich genug zu sein, gepaart mit der Ansicht: „Was soll das schon bringen, wenn nur ich das tue?“. Als Chris Brown vor etwa 30 Jahren nach Pemuteran kam, war dies ein sehr armes Fischerdorf. Niemand wusste etwas über ein Korallenriff vor der Küste. Stattdessen machten die Fischer verstärkt Jagt auf Schildkröten, um ihre Ernährung zu sichern. Als aber die Schildkröten nicht mehr die Algen in Riffnähe fraßen, fingen die Korallen langsam an zu sterben und mit ihnen ging auch die „Kinderstube“ für viele Fischarten verloren – das Ökosystem geriet aus dem Gleichgewicht, die Fischernetze blieben leer! Chris erkannte das Problem im Ursprung und kümmerte sich darum, dass die Schildkröten sich fortpflanzen könnten. Er begann die Arbeit im Kleinen, aber an der Wurzel. Mittlerweile haben sich die Korallen wieder erholt und mit den faszinierten Tauchtouristen kamen die Arbeitsplätze und der Wohlstand in die Region von Pemuteran.

 

Die große Anziehungskraft der Korallenriffe haben wir auch heute noch einmal bei guter Sicht und weniger Bewölkung bestaunen dürfen, immer mit dem Gedanken daran, wie klein das alles einmal begonnen hat. (Das Datum auf den Bildern ist leider falsch)

Nicht nur den direkten Schutz der Korallen hat sich Chris auf „die Fahnen geschrieben“. Ein weiteres wichtiges, aber eher indirektes Element ist – seiner Meinung nach – die Bildung und davon konnten wir am Stand unter Palmen -  nach einer kurzen Poolabkühlung, die natürlich nur zum Zweck der Konzentrationsförderung diente - eine Kostprobe erhalten. Es war sehr schön zu sehen, wie Chris auf Grundlage der gemachten Beobachtungen auf die Schülerinnen und Schüler eingegangen ist und immer wieder an bereits vorhandenes Wissen neues angeknüpft hat, so dass sich ein großes und nachvollziehbares Gesamtbild ergeben hat.

 

Gleich, nachdem wir uns von Chris verabschiedet haben, ging es wieder in die Kleinbusse: zurück zur Harapan Junior Highschool. Über den Kraterkamm des Bratan, kurze Mittagspause und weiter.

Schließlich stand heute ein wirklich bedeutender Moment auf dem Programm: unsere Schülerinnen und Schüler verbringen heute die erste Nacht bei ihren Gastfamilien. Eine freudige Aufregung machte sich breit, als unsere beiden Kleinbusse bei der Schule ankamen und nach und nach die Eltern ihre eigenen und unsere Kinder in Empfang nahmen – ein toller Augenblick, den niemand so schnell vergessen wird.

 

Morgen wollen wir versuchen, die Dinge auch im Kleinen beginnen zu lassen. Wir hoffen, dass wir wenigstens ein gutes Vorbild abgeben. Wir dürfen gespannt bleiben.